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Einleitung zur
Arbeitsliste Ahnen Hermann Staudinger (1881-1965)
2. Ausgabe

Diese Ahnenliste (AL) ist in Absprache mit Arndt Richter von Wolfgang Trogus (1940-2018) digitalisiert worden, und zwar mit dem Programm GFAHNEN. Zusätzlich benutzt wurde insbesondere die gedcom-Adels-Datei von de Rauglaudre (vom April 2002). Durch eine Reihe von Übergängen zu den Dynasten führt die Ahnenliste in den gesamten europäischen Hochadel. 

Was damit jetzt vorgestellt wird, ist ein 1. Versuch und unvollkommen. Es darf nur als Manuskript und Arbeitspapier betrachtet und benutzt werden.

Die Liste lag zunächst, als (bisherige) 1. Ausgabe in 4 Fassungen vor, mit 21, 31 und 45 Generationen:
1) in 21 Generationen (20 Eltern- oder Ahnengenerationen), ohne Implex, mit den Kennwerten und Kindern
2) in 21 Generationen, ohne Kennwerte, mit Kindern, alphabetisch nach patrilinearen Ahnenstämmen
3) bis zur 30. Elterngeneration, mit den Kennziffern und Kindern; 463 Seiten einschl. des Registers, 3346 Personen, 267.3131 belegte Plätze, 2,0 MB Umfang.
4. zur Übersicht alles bis zur 44. Elterngeneration, aber des Umfangs wegen stark verkürzt, d.h. ohne Angabe der Kennziffern und Kinder; 425 Seiten, 3264 Personen, 3.413.462 Plätze [also das 12fache an belegten Plätzen], 1,8 MB Umfang; die Berechnung dauert daher sehr viel länger.

In der jetzigen 2. Ausgabe sind viele Ergänzungen der Leser eingefügt worden, insbesondere Volker Wiesemanns Verbesserungen vom September 2012; sie knüpfen an umfangreiche Ergänzungen vom Februar 2011 an, die uns Herr Wiesemann als erfahrener Genealoge und Landeshistoriker durch seine Spezialforschungen, besonders im hessischen Waldeck, mitteilen konnte. Ein besonderer Glücksfall für uns! Damit konnten an Stellen, wo z. B. die Kirchenbücher versagen, einige tiefere Lücken geschlossen werden. Leider wurden diese Ergänzungen von 2011 in den Quellen-Verzeichnissen der bereits online-stehenden vier AL mit 21, 31 und 45 Gen. versehentlich nicht erwähnt.

Wir fügen daher eine weitere Ahnenliste hinzu:
5) eine Ahnenliste über 14 Elterngenerationen, ohne Implex, mit allen Kindern, welche die bisher bekannten Ergänzungen und Verbesserungen enthält.

Diese "kurze" AL über 14 Ahnengenerationen gibt uns nämlich Gelegenheit, auf die erstaunlich großen Möglichkeiten von GFAhnen zur quantitativen Analyse und Kennwertberechnung von AL hinzuweisen. Diese gehen hier am Ende der AL aus den nachfolgenden 5 Tabellen bzw. Listen hervor: 

  1. Kennwerte der Mehrfachahnen
  2. Erbwirksamkeit der Mehrfachahnen
  3. Kekule-Nummern und Generationsspektren
  4. Abstammungslinien
  5. Geschwisterliste

Interessierte Leser müssen hier auf die diesbezüglichen Erklärungen zum GFAhnen-Programm von Dipl.-Ing. Werner Bub, München, hingewiesen werden. Siehe http://www.gf-franken.de/gfahn_download.html

In dieser AL wurden alle diesbezüglichen Ergänzungen bei den jeweiligen Ahnennummern unter dem Quellen-Hinweis kurz mit "Wiesemann" zitiert.

Es sei hier nur noch darauf hingewiesen, daß gerade die AL Staudinger ein sehr gutes Beispiel für eine zunächst rein bürgerliche AL darstellt, wo sich bereits im nicht-adeligen Bereich so enge verwandtschaftliche Verflechtungen abzeichnen, wie sie sonst eigentlich meist erst im europäischen Adel zu finden sind.

Einen interessanten Vergleich zu dieser AL liefert auch die bürgerliche AL der Kinder von Prof. Siegfried Rösch,1899-1984, die zwar ebenfalls gut erforscht ist, aber wo die verwandtschaftlichen Verflechtungen im bürgerlichen Bereich noch etwas geringer sind:

http://www.genetalogie.de/roesch2/index.html

Eine vergleichende quantitative Analyse beider AL wäre wohl ein wertvoller Beitrag zur interdisziplinären Wissenschaft. Unsererseits könnten zur AL Rösch (Kinder) die analogen Auswertungen in Form der obigen 5 Kennwert-Tabellen bzw. -Listen für diesbezügliche Studien zur Verfügung gestellt werden. 

Eine weitere sehr gut erforschte, zunächst rein bäuerliche AL von Arno Lange, 1885-1966, aus dem westsächsischen Bereich, ebenfalls mit Dynastenübergang, wird zur Zeit bearbeitet und könnte bald als weiterer statistischer Vergleich hierzu zur Verfügung gestellt werden.

Arno Lange wurde bisher vor allem durch seine große *Bauernkartei* bekannt.
Standort: Hauptstaatsarchiv Dresden.

Zunahme des Implex in der Ahnenliste Staudinger

Generation

Implex

1 0
10 .283
15 .356
21 .597
25 .854
31 .987
35 .997
Der Implex, also die Zahl der Mehrfachahnen steigt, ja explodiert, exponentiell aufgrund zweier Faktoren:
1. Die theoretische Ahnenzahl wächst mit jeder Generation um den Faktor 2
2. Die geschlossenen Heiratskreise des Hochadels, nämlich Vetter-Basen-Ehen unterschiedlicher Verwandtschaftsgrade (mit kirchlicher Dispens) bewirken ein weiteres ähnliches Wachstum.

Die vorliegende Ahnenliste 3) enthält neben der Anzahl der Mehrfachahnen die "summarischen biologischen Verwandtschaftsgrade" gb und gbx (normal-chromosomal [autosomal] und X-chromosomal) zum Probanden!
Zur quantitativen Berechnungen des summarischen biologischen Verwandtschaftsgrades gb bei hoher Mehrfach-Häufigkeit z und der einzelnen z-Häufigkeiten innerhalb jeder Generation ("Generationsspektren") siehe 
- Siegfried Rösch: "Über den Verwandtschaftsgrad", 1957; in: Familie und Volk (1957), Heft 2, S.313-317. Zu finden unter:
http://wiki-de.genealogy.net/Datei: Über_den_Verwandtschaftsgrad.pdf

Zur Thematik der erbmäßig bevorzugten Vorfahren sei verwiesen auf:
- Arndt Richter: "Erbmäßig bevorzugte Vorfahrenlinien ..." 1979:
http://www.genetalogie.de/artikel/html/ar_afs79/ar_afs79.htm
>>> in Englisch: 
http://www.genetalogie.de/artikel/html/ar_afs79/eng_afs79.htm
und das Buch von
- Arndt Richter: Die Geisteskrankheit der bayrischen Könige Ludwig II. und Otto, 1997, 220 Seiten. Es enthält eine intensive Studie zum Thema x-chromosomale Vererbung.

Erläuterungen

Zu der Arbeitsliste Ahnenliste Staudinger ist insbesondere zu bemerken - und ich bitte um Nachsicht:
- die französischen Namen und Bezeichnungen sind zum größten Teil bereinigt; einige Bezeichnung sind sinnvollerweise verblieben.
- die Liste ist durchaus nicht vollständig - kann es auch nicht sein, wenn man sich den Umfang und die bisher erforschten Zehntausenden von Adelsfamilien vor Augen führt
- auch viele Filiationen sind umstritten; darauf wird jeweils hingewiesen
- die Berechnung der vielen Elterngenerationen macht GFAHNEN außerdem bereits einige Schwierigkeiten wegen der Datenmenge durch die Mehrfachahnen. Trotzdem ist die Ahnenliste 2) mit Implex komplett bis ins 8. Jahrhundert (Karl der Große) zurück erstellt worden; auf die Angabe der Kennziffern bei dieser Version mit 45 Generationen mußte verzichtet werden. 
- die Vorfahren Karls des Großen, die auch zu den Merowingern und den Fürsten der germanischen Stämme führen, wurden nicht einbezogen; eine Nebenlinie geht aber an Karl dem Großen vorbei bis zu seinem Großvater Karl Martell. 

Wie gesagt, wurden die Vorfahren bis zu Karl dem Großen erfaßt, und, weitergehend, alle Vorfahren zu den Dynasten zusammengestellt, um eine Ahnenliste mit allen Mehrfachahnen zu erzeugen

Dynasten

Die beiden letzten Punkte sind natürlich kritisch. Denn auch bürgerliche Ahnenlisten zu den Dynasten sind ja schon tausendfach erstellt worden und nichts Neues. Da ist also einiges zu erläutern:
- wir haben bewußt im 8. Jahrhundert aufgehört, d.h. im Umfeld Karls des Großen und Ruthard Welf; weiter zurück ist allzu kontrovers.
- bei den vielen Filiationen, die unter Historikern umstritten sind, muß man sich entscheiden, Fragezeichen setzen oder dort abbrechen.
- die konsequente Erfassung aller (kleineren) Familien im frühen Mittelalter ist allerdings noch nicht beendet. Daher wird die Liste zunächst als "Arbeitsliste" bzw. "Manuskript" bezeichnet.

Mehrfachahnen

Neu ist aber unser Ansatz, alle Mehrfachahnen zu erfassen! Das Programm GFAHNEN bietet dazu die notwendigen Hilfsmittel. Das theoretische Rüstzeug, die "Quantitative Genealogie", findet sich in Röschs Büchern [1] [2] [3] und in seinem Aufsatz [4], sowie in [5] und kurz in [6].
Als Quellen dienten, neben den bekannten Klassikern (Brandenburg, Isenburg, Schwennicke, Winkhaus, Geneanet) die großen Werke Rübel-Blass [7] und neuerdings Steinlin [8]. Hinzugezogen konnte auch die Ahnenliste des Gaudenz v. Matsch [9] werden. Ein schönes Beispiel einer gedruckten fürstlichen Ahnenliste, nämlich Ludwigs II. von Bayern über 13 Elterngenerationen, bietet Wolfgang Raimar [10], die quantitativ vollständig durch Weert Meyer und Arndt Richter ausgewertet worden ist [5].
Mühselig und langwierig ist dann die manuelle Eingabe der meist gedruckt vorliegenden Personendaten mit der Software in die Datenbank. 

Dubletten

Bei dieser "Kärrnerarbeit" freut man sich nämlich über jede GEDCOM-Datei, mit der man (möglichst) viele Personendaten übernehmen kann. Schön und gut - aber:
Die Zugabe! Die Zugabe! die uns das Schicksal zu jeder Glückseligkeit drein wiegt! (Goethe 1771; Briefe, Sesenheim).
Ich meine damit die unvermeidlichen Dubletten, die bei jeder Übernahme einer weiterführenden Datei auftreten, d.h. neben den neuen Personen sind ja viele andere bereits vorhanden! Und die neuen sind zu prüfen und richtig einzubinden; dabei ist Vorsicht geboten. Dubletten sind oft schwer zu identifizieren. Sollten sie neue Informationen enthalten (Daten, Gatten, Vorfahren, Nachfahren), so müssen diese einzeln - von Hand! - übernommen werden, denn das beliebte "Verschmelzen" führt gegebenenfalls zu Datenverlusten. Dabei bietet GFAHNEN den Vergleich der Dublette mit dem "Original" als Hilfe an. 
Die Zahl der durch eigene Eingabe (speziell beim Adel, wegen der Personen, die öfter mehrere unterschiedliche Familiennamen führen) entstehenden Dubletten ist demgegenüber zu vernachlässigen.

Mehrfachahnen

Die Übergänge in die fürstlichen Familien, beruhen oft auf unehelichen Beziehungen. Innerhalb des Hochadels wandelt sich, wie es Arndt Richter ausgedrückt hat, die "baumartige" Struktur der Ahnenliste mit wachsenden Generationen zusehends zu einer "netzartigen", und zwar durch die strenge Endogamie des Hochadels. Die hier besonders engen "Maschen" entstehen durch Ahnengeschwister, d.h. Verwandtenehen, vgl. die Abbildungen in [5]. So führt diese Vernetzung zu vielen Mehrfachahnen und dazu, daß vom 11. oder 12. Jahrhundert rückwärts bei den Dynasten jeder mit jedem relativ eng verwandt ist - soweit es die kirchlichen Ehegesetze erlaubten. 
Zahlen dazu hat schon Rösch [2] veröffentlicht; in unserer Ahnenliste treten Karl der Große und seine Hildegard erstmals in der 32. Elterngeneration auf (und noch bis zur 44.), und zwar als 115.652-fache Mehrfachahnen Staudingers. Karls Zeitgenosse Ruthard, Stammvater der Welfen, ist 77.230-facher Ahn, Widukind "nur" 22.600-mal. Dies sind Mindestwerte.

Für Hinweise und Kommentare danke ich Arndt Richter. Mein Dank gilt auch den Vielen, die zu der Ahnenliste beigetragen haben. Insbesondere gilt das für den Aufsatz
- Friedrich Wilhelm Euler: Die Ahnen des Nobel-Preisträgers Hermann Staudinger; in: Archiv für Sippenforschung,(1981), 47. Jg., H.83, S.169-189 (mit AL bis Ahn 127) 
und für 
- Dr. Lupold v. Lehsten: Mitteilungen aus dem Institut für Personengeschichte, Bensheim, Sept. 2010 bis Jan. 2011. 

Literatur:

[1] Siegfried Rösch: Grundzüge einer quantitativen Genealogie. Praktikum für Familienforscher, Heft 31, 1955
[2] Siegfried Rösch: Caroli Magni Progenies, 1977
[3] Siegfried Rösch: Goethes Verwandtschaft, 1956.
[4] http://wiki-de.genealogy.net/ Über_Begriff_und_Theorie_der_Gesamtverwandtschaft_(Rösch)
[5] Arndt Richter: Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige Ludwig II. und Otto. Eine interdisziplinäre Ahnenstudie mittels Genealogie, Genetik und Statistik; mit einer EDV-Programmbeschreibung von Weert Meyer. 1997.
[6] Handbuch GFAHNEN, Version 11; in:
http://www.gf-franken.de/gfahn_download.html.
[7] Eduard Rübel: Ahnentafel Rübel-Blass, 1939
[8] Uli Steinlin: Die Vorfahren der Familie Steinlin von St. Gallen, 2008
[9] Ernst Alther: Ahnentafel des Gaudenz Vogt von Matsch. In: Archiv für Familiengeschichtsforschung 1/4 (1997), S.386-461; mit Nachträgen in AfF 1998.
[10] Wolfgang Raimar: Ahnentafel König Ludwigs II. von Bayern, 1997

15. Oktober 2012

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letzte Änderung: 25. November 2018, © ungerweb